Musik, die die Tageszeiten beschreibt — vom Morgen über den Mittag und Abend bis zur Nacht?
Die gibt es. Und die Kantorei Zeitz brachte sie am 5. Mai in der Michaeliskirche zu Gehör. Georg Philipp Telemann schuf einen Kantatenzyklus, der in Arien, Rezitativen und Chören durch alle vier Tageszeiten führt.
1757 wurde es uraufgeführt, nun war es in Zeitz nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen. Dabei hatte Kantorin Johanna Schulze das Werk auf raffinierte Weise ergänzt. Jede Tageszeit wurde durch eine Orgelimprovisation eingeleitet. Organist Hans Christian Martin sorgte dafür, dass das erste Gezwitscher eines neuen Tages genauso zu hören war wie das Flimmern in der Mittagssonne oder die ausklingende Geschäftigkeit des Abends vor dem inneren Auge auftauchten. Glockenschläge läuteten zeitgleich die neue Tageszeit ein und je ein Bild aus Zeitz stimmte auch die Augen in der gut besuchten Michaeliskirche auf die rechte Stimmung ein.
Nach je einem einleitenden Chorgesang — ebenfalls durch Kantorin Schulze der jeweiligen Kantate geschickt vorangestellt, malten die Sopranistin Hanna Schmal, Altistin Nora Rutte, der Tenor Stephan Kelm und Bassist Till Malte Mossner in Arien und Rezitativen das Besondere der Tageszeit in die Ohren. Die Kantorei beschloss mit fein abgestuftem, klarem Gesang die jeweilige Stunde von Morgen bis Nacht. Das Reussische Kammerorchster tat ein übriges, den Tag nicht nur in die Ohren, sondern in die Herzen hinein klingen und schwingen zu lassen.
So wurde der 5. Mai für die zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer zu einem besonderen Erlebnis, das auch in die kommenden Tage hinein noch klingen dank dieser wunderbaren Aufführung eines großartigen Werkes durch großartige Musiker und Sänger.