Gedanken zum 1. Sonntag nach Weihnachten
1. Johannes 1,1–4
Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unsern Augen, was wir betrachtet haben und unsre Hände betastet haben, vom Wort des Lebens – und das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist, das beim Vater war und uns erschienen ist –, was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir auch euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. Und dies schreiben wir, auf dass unsere Freude vollkommen sei.
Impuls
Mich beeindruckt Johannes. Er zählt auf, mit wie vielen Sinnen er und andere aufgenommen und erfasst haben, dass Gott selbst erschienen ist in unserer Welt: Gehört hat er. Gesehen, betrachtet, betastet – und noch einmal gesehen und gehört! Er gibt sich nicht zufrieden mit einem Gottesdienstbesuch an Heiligabend. Ihm ist es zu wenig, ein Krippenspiel anzuschauen. Und einmal Kerzenduft alleine reicht auch nicht. Johannes begibt sich mit allem, was ihm zur Verfügung steht, hinein in die unglaublichste, fantastischste, großartigste Geschichte der Welt: Gott wird Mensch. Jesus kommt zu uns. Er betritt dein und mein Leben. Immer wieder muss er hinschauen. Immer wieder greift er zu bei der Fülle Gottes. „Erzähl‘ es mir noch einmal!“, sagt er. Und noch mal, bitte. Und wieder greift er sich die Krippenfiguren. Erneut schlägt er die Bibel auf, zum hundertsten Mal liest er: „Euch ist heute der Heiland geboren.“ Den Gesang der Engel singt er mit und „Lobt Gott, ihr Christen“ oder „Vom Himmel hoch.“
Wie oft haben Sie die Weihnachtsgeschichte in den letzten sieben Tagen gelesen? Haben Sie nach dem 2. Weihnachtstag noch einmal hineingeschaut? Ich nicht. Aber gerade verspüre ich die Lust dazu, unterbreche das Schreiben und lese nach: Lukas 2,1–20.
Es ist einfach unglaublich. So unscheinbar sind Bethlehem, Maria, Josef, die Hirten. So überwältigend großartig die Engel. Mal ehrlich: Wie überaus erschreckend muss schon der eine Engel gewesen sein, dass Hirten sich vor ihm fürchten. Die fürchten normalerweise weder Löwen und Bären, nicht die Gefahren der Nacht.
Johannes ist überwältig von diesem Ereignis. Er ist überwältigt von Gott. Und zwar so sehr, dass ihm unsere Sprache gar nicht ausreicht, das zu beschreiben. Wenn Briefpapier damals nicht so teuer gewesen wäre, hätte er vielleicht noch viel mehr geschrieben. Hören, sehen, betasten, im Herzen berühren lassen, ergreifen, bestaunen, wundern, erbeben, zugreifen, erfassen, aufnehmen, verschlingen – setzen Sie die Reihe noch ein wenig fort. Es wird nie genügen, die Größe Gottes und die unglaubliche Wirklichkeit von Weihnachten zu verinnerlichen. Aber gerade darum ist es gut, immer wieder neu hinzuschauen. Gott ist einfach der Größte, Herrlichste, Schönste, Beste, Liebste, Wunderbarste. Und wir sind dazu eingeladen und bestimmt, ihn zu erkennen und zu lieben. Am besten fangen wir gleich an.