Gottesdienst am Sonntag Quasimodogeniti — Wie die neugeborenen Kindlein (1. Petrus 2,2)
Wer ist damit gemeint? Das Kind, das im Gottesdienst getauft wird? Oder doch alle, die an Jesus glauben?
Wie lange wirkt das Fest des Lebens – Ostern – nach?
Ein paar Gedanken zu Ostern für die späteren Generationen von Christen.
Predigt zu 1. Petrus 1,3–9
Ostern. Fest der Auferstehung. Fest des Lebens. Ich bin ja noch so richtig geflasht davon. „Der Herr ist auferstanden.“ (Bekomme ich eine begeisterte Antwort von der Gemeinde?) Ich bin ja noch total begeistert vom letzten Wochenende. Das motiviert mich über alle Maßen. Ich bin gar nicht zu bremsen. Geht’s euch auch so? „Der Herr ist auferstanden.“ (Wie die Reaktion wohl beim zweiten Mal ausfällt?)
Wie lange kann die Osterfreude andauern? Einen Tag? Eine Woche? Ein paar Jahre? Gar 2.000 Jahre? Ich gebe es zu: Die Woche war durchwachsen. Ein paar Sachen haben mich verwirrt bis verärgert. Anderes hat mich gefreut. Vieles war einfach die übliche Arbeit, völlig in Ordnung. Aber vom Hocker reißt es mich auch nicht.
Ostern? Ja, daran habe ich mich auch erinnert. Vor allem dann, wenn ich davon erzählt habe, wie wir schon in der Osternacht einen Menschen getauft haben und dann im Festgottesdienst und am Ostermontag zwei weitere Menschen. Und heute auch noch einmal. Wunderbar. Aber ich habe nicht mehr jeden mit dem Ostergruß empfangen. Habt ihr?
Wie fühlt sich Ostern nach einer Woche, nach 40 Tagen an (dann ist Himmelfahrt)? Wie fühlt es sich an, wenn die ersten Zeugen der Auferstehung sterben? Und wie, wenn Christen in der zweiten und dritten Generation Ostern feiern?
Der Anfang des 1. Petrusbriefs holt Ostern zurück. Und zwar in jedes neue Menschenleben. Dabei fängt er mit seiner eigenen Art des Osterjubels an (1. Petrus 1,3):
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.
Ein bisschen leichter formuliert klingt das zusammen mit den nachfolgenden Versen so (Basisbibel – 1. Petrus 1,3–9):
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus. In seiner großen Barmherzigkeit hat er uns neu geboren. Denn er hat uns eine lebendige Hoffnung geschenkt, weil Jesus Christus von den Toten auferstanden ist.
Es ist die Hoffnung auf ein unvergängliches Erbe, das rein ist und nie seinen Wert verliert. Das hält Gott im Himmel für euch bereit,
und er bewahrt euch durch seine Macht. Ihr sollt durch den Glauben gerettet werden. Das wird am Ende der Zeit offenbart werden.
Darüber könnt ihr euch freuen. Aber es ist trotzdem nötig, dass ihr jetzt noch eine kurze Zeit leidet. Denn ihr werdet auf verschiedene Arten geprüft werden.
Dadurch soll sich zeigen, ob euer Glaube echt ist. Denn er ist wertvoller als vergängliches Gold, das im Feuer gereinigt wird. Dafür werdet ihr Lob, Herrlichkeit und Ehre erhalten, wenn Jesus Christus wieder erscheint.
Ihr liebt ihn, obwohl ihr ihn nicht gesehen habt. Ihr glaubt an ihn, obwohl ihr ihn jetzt nicht seht. Deshalb könnt ihr jubeln in unaussprechlicher Freude, die schon von der künftigen Herrlichkeit erfüllt ist.
So erreicht ihr das Ziel eures Glaubens: eure endgültige Rettung.
Wer nicht dabei war – und das sind wohl alle, die diesen Brief in den letzten 2.000 Jahren gelesen habe – braucht ein eigenes Ostererlebnis. Was aber könnte diese unglaubliche Kraft haben und Hoffnung wecken, die laut jubelt? Vielleicht ist es mein ganz persönliches Ostern, wenn ich noch einmal geboren werde? Oder wenn ich sehe, wie ein anderer Mensch neu geboren wird und plötzlich ein Leben ausstrahlt, das mich berührt und begeistert?
„Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus. In seiner großen Barmherzigkeit hat er uns neu geboren. Denn er hat uns eine lebendige Hoffnung geschenkt, weil Jesus Christus von den Toten auferstanden ist.“
In dem Moment, in dem Jesus in mir wirkt, in mir lebendig ist, werde ich selbst lebendig. Da komme ich aus meinem eigenen Grab heraus, in dem ich bisher gewesen bin.
Oh – das sieht viel komfortabler aus als das Felsengrab von Jesus. Da spielt sich schon das Leben ab. Ich lebe, ich genieße, ich habe eine großartige Familie, ich habe eine schöne Arbeit. Ich habe auch meine Sorgen, ärgere mich. Aber im Großen und Ganzen lebe ich. Es gibt halt nur das eine Problem: Das alles hat ein Ende. Und dann?
An der Stelle kommt Jesus und sagt: „Wenn du dich mir anvertraust, wenn du mir ganz und gar traust, dann habe ich ein Leben für dich, das nicht aufhört.“ Neu geboren! Nämlich für die Ewigkeit geboren. Geboren für die unzerstörbare Gemeinschaft mit Gott, der kein Ende hat.
„Es ist die Hoffnung auf ein unvergängliches Erbe, das rein ist und nie seinen Wert verliert. Das hält Gott im Himmel für euch bereit, und er bewahrt euch durch seine Macht“, fährt der 1. Petrusbrief fort.
Und ich denke: Ostern – das liegt ja gar nicht nur in der Vergangenheit. Dass Jesus auferstanden ist, ist ja nicht nur eine Erinnerung: „Ja, damals war das so.“ Und dann ging’s vergessen. Ostern ist der Auftakt für die Zukunft. Das eine Ereignis, das liegt vor unserer eigenen Lebenszeit. Aber was das bewirkt, erleben Menschen heute. Und jeder Mensch, der geboren wird, kann das selbst erleben. In dem Moment, in dem sich ein Mensch Jesus anvertraut, ihm glaubt, wird er neu geboren. Da tun sich Türen auf. Da bleibt der Stein nicht vor seinem eigenen Grab liegen, sondern wird ebenfalls weggerollt.
Das eine Problem – dass mein Leben ein Ende hat – gibt es nicht mehr, wenn ich neugeboren werde. Ja – ich werde trotzdem einmal sterben. Aber dass ich dann von den Toten auferweckt werde, ist gewiss. „Ihr sollt durch den Glauben gerettet werden. Das wird am Ende der Zeit offenbart werden“, heißt es bei Petrus. Da fliegen die Türen auf und der Himmel kommt auf die Erde. Schaut nach vorne und seht den Himmel offenstehen und alle Grenzen überwunden. „Darüber könnt ihr euch freuen.“
Und was ist mit dem Leid? Warum ist das noch nicht so schön, wie Petrus schreibt? Die Menschen, die den 1. Petrusbrief gelesen haben, hatten diese Frage. Genau wie wir sehnten sie sich danach, dass alles Leid wirklich ein Ende hat.
Die Deutung bei Petrus: Ihr seid so kostbar wie Gold. Ihr seid sogar viel wertvoller als Gold, das doch auch vergeht. Ihr werdet aus dem, was euch hier zu schaffen macht, sogar aus euren Zweifeln an Gott heraus, als strahlende Menschen hervorgehen. Menschen, denen nicht einmal die kostbarsten Edelsteine verglichen werden können. Das ist das Ziel.
Wir werden Anteil haben am Lob, an der Ehre, an dem Ruhm Jesu – Worte, die sonst nur für ihn, für Gott gebraucht werden. Jesus hat uns zu neuen Menschen gemacht. Wir erben, was er bekommen hat: Gottes Herrlichkeit. Wir gehören dazu. Unser Ostern – dass wir nämlich auch von den Toten auferweckt werden – hat keine Einschränkung.
Was ich dann lese, bringt uns ein bisschen in Verbindung mit Thomas, der erst nicht glauben konnte, dass Jesus von den Toten auferstanden ist.
„Ihr liebt ihn, obwohl ihr ihn nicht gesehen habt. Ihr glaubt an ihn, obwohl ihr ihn jetzt nicht seht. Deshalb könnt ihr jubeln in unaussprechlicher Freude, die schon von der künftigen Herrlichkeit erfüllt ist.“
Das ist ja unsere Not an manchen Tagen: Wir sehen Jesus nicht so, wie ihn die Jüngerinnen und Jünger gesehen haben. Wir haben seine Auferstehung nicht gesehen. Und trotzdem glauben wir.
Egal wie klein der Glaube manchmal sein mag, gilt das. Diejenigen, die mit Jesus unterwegs waren, hatten oft auch einen kleinen Glauben. Hat es Jesus von ihnen abgehalten? Hat er sie deswegen von Ostern ausgeschlossen? Nein!
Genau mit Petrus, der Jesus verleugnet hat, mit Thomas, der zweifelte und mit allen anderen hat er Ostern gefeiert. Genau denen hat er sich gezeigt. Und so schließt er uns auch nicht aus, wenn unser Glaube gerade mal wieder nahezu unsichtbar ist. Er feiert mit uns Ostern. Er ist mitten unter uns, in uns.
Petrus schreibt, was Gott in jedem sieht, der sich ihm einmal anvertraut hat: Glaube und Liebe. Die bewirkt nämlich Gott selbst in uns. Die legt Jesus in uns hinein. Das meint Wiedergeburt. Und „Deshalb könnt ihr jubeln in unaussprechlicher Freude, die schon von der künftigen Herrlichkeit erfüllt ist.“
Plötzlich liegt Ostern nicht mehr hinter mir. Plötzlich ist es da – heute. Oder es liegt auch vor mir, an jedem neuen Tag, bis das Ziel erreicht ist: meine, unsere, i
Ob ich es nun ausrufe oder still in mir trage, es gilt und stimmt und prägt mein Leben: Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja.