Oder: Wieso tanzen eigentlich nicht alle im Gottesdienst?
Konfirmationsgottesdienst irgendwo im nördlichen Zeitz. Zwei evangelische Pfarrer schreiten würdevoll und absolut synchron Richtung Altar. Schließlich gilt es, die Konfirmation äußerst feierlich zu gestalten. Die schwarzen Taläre wippen gleichmäßig im Takt der wohlgesetzten Schritte, sogar die roten Stolen benehmen sich ausnahmsweise einmal nicht störrisch.
Perfekt. Haltungsnote 1a, Synchronität nicht zu überbieten. Doch die vernichtende Kritik muss auch gesagt werden. „Der Sprung über die Kniebank, den müsst ihr noch üben.“ Denn: die stand an der Altarstufe im Weg. Na ja, solange liturgisches Synchrongehen noch nicht olympisch ist, bleibt ja Zeit zum Üben.
Aber im Ernst: Muss es immer so viel Würde sein? Könnten nicht alle so verrückt sein und im Gottesdienst tanzen? König David von Israel ließ sich jedenfalls nicht von seiner Königswürde daran hindern, einmal ganz verrückt und ausgelassen zu tanzen – in einem Gottesdienst, oder besser: bei einer überaus wichtigen und heiligen Prozession. Nachzulesen im 2. Buch Samuel, 6. Kapitel. Seine Frau Michal fand es total albern. Ein König macht so etwas nicht. Aber David bringt es auf den Punkt. „Für meinen Gott würde ich noch Verrückteres machen.“ Warum eigentlich nicht?
PS: Vom Gottesdienst gibt es auch einen Bildbericht auf www.noezz.de/Rückblick