… darf man das noch?
Die Formulierung habe ich im Internet gefunden, in einem Diskussionsforum für Bioethik. Gemeint ist, was mit der alten Redewendung „guter Hoffnung sein“ beschrieben wird: ein Kind erwarten. Darf man einfach „guter Hoffnung sein“, freudig und voller Hoffnung auf die Geburt eines Kindes zugehen, oder muss man nicht genau planen und abwägen, kontrollieren und diagnostizieren? Ich musste an dieses Thema denken, als ich im Vorblick den Monatsspruch für Mai gelesen habe:
Der Gott der Hoffnung aber
erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben,
dass ihr immer reicher werdet
an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes.
Römer 15,13
Gott ist ein „Gott der Hoffnung“, schreibt Paulus. Das macht mich nachdenklich. Denn einerseits halten wir Menschen uns schon an Hoffnungen. Wir hoffen, dass alles gut wird, sei es das Wetter oder die politische Situation in Nordafrika oder auch aller Einsatz in der schlimmen Katastrophe, die Japan getroffen hat. Gutes möge werden — das ist unsere Hoffnung. Andererseits — wir warten nicht gerne. Wir wollen schon haben, jetzt gleich. Ein Hoffen, das doch Abwarten und Aushalten bedeutet, das mögen wir nicht. Manchmal fehlt wirklich die Kraft dafür, fehlt der Glaube, dass noch irgendetwas gut werden kann, fehlen der Lebensmut oder das Vertrauen in Gottes Möglichkeiten.
Da hakt Paulus ein: Gott schenke euch den Glauben, die Freude und den Frieden, wieder neu und mehr zu hoffen. Denn wenn wir hoffen und nicht schon haben und festklopfen, hat Gott alle Möglichkeiten offen. Wenn wir hoffen, kann er in unsere Hoffnungen hinein wirken. Hoffnung öffnet die Tür für Gottes Handeln. Wo wir „einfach guter Hoffnung“ sind, überlassen wir unsere Sache Gott selbst. Wir legen damit nicht die Hände in den Schoß, sondern gewinnen eine ganz andere Stärke. Wir treten damit aus den engen Grenzen unseres Lebens und unseres begrenzten Horizontes heraus in Gottes Weite, bekommen Anteil an seiner Größe, seiner Fülle, seinen Möglichkeiten. Dass Gott uns zu solchen Hoffnungsträgern macht, wünsche ich uns. Denn weil er der Grund dafür ist, kann die Antwort auf die Frage lauten: „Ja, wir dürfen einfach guter Hoffnung sein.“ Gott ist für uns — wer und was mag da gegen uns sein? (steht im gleichen Brief: Römer 8,31)