All you need is … Die Story ist bekannt.
Aber bringt das was? Woher kommt Liebe? Und wenn ich Angst vor der Liebe habe?
Gedanken zum Segnungsgottesdienst für Paare beim Wittenberger Stadtfest “Luthers Hochzeit”
Gott ist Liebe – schreibt Johannes
Gott ist Liebe. Und wer in der Liebe lebt, ist mit Gott verbunden, und Gott ist mit ihm verbunden.
Darin hat die Liebe bei uns ihr Ziel erreicht: Am Tag des Gerichts werden wir voller Zuversicht sein. Denn wie Jesus Christus mit dem Vater verbunden ist, so sind es auch wir in dieser Welt.
In der Liebe gibt es keine Furcht, sondern die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht. Denn die Furcht rechnet mit Strafe. Bei dem, der sich fürchtet, hat die Liebe ihr Ziel noch nicht erreicht.
Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat. Wer behauptet: »Ich liebe Gott!«, aber seinen Bruder und seine Schwester hasst, ist ein Lügner. Denn wer seine Geschwister nicht liebt, die er sieht, kann Gott nicht lieben, den er nicht sieht.
Dieses Gebot hat uns Gott gegeben: Wer ihn liebt, soll auch seine Geschwister lieben.
1. Johannes 4,16b-21
Gedanken zu Johannes und der Liebe
Treffen sich zwei Freundinnen im Restaurant. Gemütlich sitzen Sie am Tisch, schmausen Kuchen und trinken Kaffee und unterhalten sich über Gott und die Welt und ihre Männer. „Du hast aber einen schüchternen Mann“, sagt die eine. „Schüchtern? Schau mal, wie forsch der unter dem Tisch hervorschaut.“
Witze über Paare, die sind wohl so alt wie die Menschheit. Ob das um Schüchternheit und Pantoffelhelden geht oder darum, warum Männer nicht zuhören können und Frauen nicht einparken – über alles wird gefrotzelt.
Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Sich selbst nicht so ernst nehmen und sich gegenseitig auch mal auf den Arm – das geht bei Menschen, die sich verstehen, die sich vertrauen und die wissen: der andere liebt mich.
„In der Liebe gibt es keine Furcht“, schreibt Johannes, „sondern die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht.“
Im Frühjahr haben wir an acht Abenden die ersten Folgen der Filmserie „The Chosen“ miteinander geschaut. Die Filme waren jeweils der Auftakt zu Gesprächen über Gott, über Jesus, über uns, über den Glauben.
Was mich – und vielleicht nicht nur mich – an dieser Serie begeistert neben vielem anderen: Der Jesus dort hat Humor. Der scherzt mit seinen Jüngerinnen und Jüngern. Der haut auch mal einen Kalauer raus oder nimmt einen auf den Arm. Und dabei strahlen seine Augen so sehr, dass man spätestens beim zweiten Hinschauen durchschaut, dass er gescherzt hat. Alle, die mit ihm unterwegs sind, haben keine Furcht vor ihm oder sie verlieren sie schnell, nachdem sie eine Weile mit ihm gegangen sind.
Ob man den heiligen Jesus, den Sohn des allmächtigen, gewaltigen, herrlichen Gottes so zeigen darf? Hier und da erhitzen sich die Gemüter darüber.
Gott. Über den sagen doch alle, der sei heilig. Dem kannst du nicht nahekommen. Denn in seiner Nähe verbrennst du dir nicht nur die Finger. Da vergehst du selbst.
Einer der Propheten hat so eine Situation einmal geschildert, Jesaja (Jesaja 6). Der hatte eine Vision. In der sah er Gott im Tempel. Naja. Das stimmt nicht ganz. Der Saum von Gottes Mantel füllte den ganzen Tempel aus, so beschreibt er, was er gesehen hat. Der herrliche Jerusalemer Tempel ist nicht mehr als ein Schemel für Gottes Füße. Der Rand seines Mantels füllt ihn aus. Engel fliegen um Gott herum und sie singen so schön und gewaltig, dass Jesaja erschrickt. „Wehe mir, ich vergehe. Ich verglühe. Ich muss sterben. Denn ich habe den heiligen Gott gesehen. Niemand kann das überleben.“ Gott. Der ist so viel höher und größer, als wir uns das vorstellen können. Und sein Sohn – na, für den gilt das doch auch. So denken wir.
Bei Jesaja geht die Geschichte aber gut aus. Sonst hätte er die 60 Kapitel nach dieser Vision nicht erleben und nicht schreiben können. Ein Engel berührt ihn beziehungsweise seine Lippen mit einer glühenden Kohle. Ein Symbol dafür, dass Gott ihn reinigt.
Hat Gott Humor? Kann Gott lachen? Kann Jesus scherzen? Darf der das? „In der Liebe gibt es keine Furcht, sondern die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht.“ Das ist schon zwischen zwei Menschen so, die sich lieben. Die haben doch keine Angst voreinander. Ich käme nie auf die Idee zu glauben, meine Frau wollte mir etwas Böses zufügen. Ja, gewiss. Wir Menschen sind nicht vollkommen und auch unsere Liebe ist es nicht. Wir machen Dinge verkehrt und wir verletzen uns auch gegenseitig mit einem falschen Wort, durch eine Tat. Aber das ist ja nicht einmal bei uns der Plan, die Absicht. Unsere Liebe mag schwach werden. Aber Liebe plant nun einmal nichts Böses, selbst wenn sie ihre Macken hat.
Johannes schreibt: „Gott IST die Liebe.“ Der hat nicht nur ein bisschen von dem, was wir Liebe nennen und woran wir auch scheitern. Nein. Gott ist die Liebe. Sein ganzes Wesen ist so. Der liebt so sehr, dass er einen Propheten Jesaja vor sich in seinem heiligsten Bereich annimmt. Der liebt so sehr, dass er Mensch geworden ist, damit er uns auf Augenhöhe begegnen kann, ohne dass wir uns vor ihm fürchten müssen. Auf Augenhöhe? Gott beugt sich sogar unter uns. Der fängt als Baby auf der Erde an, hilflos, auf die Liebe von Maria und Josef angewiesen. Er beugt sich unter das, was ihm Soldaten bei seiner Verhaftung und bei den Verhandlungen vor dem römischen Statthalter in Jerusalem, vor Pilatus antun. Er beugt sich so tief, dass er sich als einer von drei Verbrechern ans Kreuz nageln lässt (Lukas 23,32–43)
Vor Gott müssen wir uns nicht fürchten, niemals. Wenn wir uns aber vor Gott noch fürchten, sagt Johannes, hat seine Liebe uns noch nicht ganz erreicht. Da ist noch etwas in uns, das uns von dieser Liebe fernhalten will.
Es ist wie im Leben sonst auch: Wir lernen zu lieben. Und wir lernen genauso, uns lieben zu lassen. Wir lernen zu vertrauen. Und wir üben es ein, vertrauenswürdig zu werden. Wir wachsen aneinander und miteinander. Die Liebe wächst. Sie strebt danach, vollkommen zu werden. Für uns Menschen wird das ein Leben lang ein Wachstumsprozess bleiben. Und zwar zueinander, Freundin zu Freund, Frau zu Mann, Eltern zu Kindern und umgekehrt.
Und genauso bleibt es ein Prozess im Blick auf Gott. Der hat alles getan und unterstreicht immer wieder, wie sehr er uns, seine Menschen, liebt. Und wir können es entdecken und einüben. Dazu lädt Johannes mit seinem Brief ein. „Gott ist die Liebe. Und wer in der Liebe lebt, ist mit Gott verbunden, und Gott ist mit ihm verbunden.“ Gott hat damit schon angefangen und hofft auf unsere Reaktion, auf unsere Antwort auf seine Liebe.
Dass Gott uns zuerst geliebt hat und wir im besten Fall diese Liebe spüren und erwidern, hat Folgen für unser Leben miteinander. Wenn ein Mensch das nämlich merkt: „Gott liebt mich. Wow. Er befreit mich. Er ist immer für mich. Er steht zu mir, bedingungslos.“ – Wenn ein Mensch das merkt, dann blüht in ihm die Liebe zum andern auf. „Wer Gott liebt, soll auch seine Geschwister lieben.“ Geschwister, Brüdern und Schwestern – das meint in den Worten von Evangelisten, Aposteln und Briefeschreibern der Bibel in der Regel die Menschen, die auch an Jesus glauben. „Glaubensgeschwister“ ist dafür ein kirchlich gebrauchtes Wort.
Aber natürlich gilt das auch für meine menschlichen Geschwister und überhaupt für die Menschen, die mir begegnen – also meine Nächsten. Und nicht nur heute gilt das im Besonderen auch für die Liebe zwischen Paaren, ob das Freunde sind, Ehepaare, Eltern und Kinder.
Gottes Liebe ist letztlich die Basis für unsere Liebe – ob das Nächstenliebe ist oder die viel tiefere, vertrautere Liebe von Liebespaaren aller Art. Gott ist die Liebe. Und von seiner Liebe leben wir. Das ist eine wechselseitige Verbindung. „Wer in der Liebe lebt, ist mit Gott verbunden, und Gott ist mit ihm verbunden.“ Mich ermutigt das. Gibt es doch meiner Liebe, die noch eine Menge lernen muss, eine Chance.
Ein paar Eindrücke vom Stadtfest rund um die Kirche, den Kirchplatz und den Bugenhagenhof gibt’s auf der Seite der Stadtkirchengemeinde: Und mittendrin die Stadtkirche