Da hab ich noch gar nicht darüber nachgedacht: „Ist der Husten produktiv?“ So fragte mich die Apothekerin in der Apotheke meines Vertrauens.
Hm – also im ersten Augenblick denke ich: „Was meint sie?“ Dann übersetze ich mir die Frage – und erspare den Lesern die Antwort über das, was der Husten hervorbringt. Obwohl – dieses Mal bringt er nichts hervor, ist „nur“ Reizhusten, und daher kann ich auch das Medikament meiner Wahl verwenden (so wie alle Jahre zuvor auch schon).
Aber mal ehrlich: Wie produktiv ist der Husten wirklich? Er schleudert alles raus, was drinnen nichts zu suchen hat. Das ist sehr produktiv. Manchmal wünschte ich mir solch einen Husten auch im täglichen Leben. Mal kräftig drauf gehustet, und alles ist weg. Sagt man ja auch: „Ich werde dir was husten.“
Hab da ein paar sehr konkrete Situationen vor Augen, die mich derzeit beschäftigen, mir Zeit rauben und mich einengen. Ein paar Erwachsene benehmen sich wie „kindergarten“. Wenn ich denen mal kräftig was husten könnte, das wäre sehr produktiv.
Auch mancher Bürokratie käme das sehr zu gute. Allein wenn ich an meinen Schreibtisch denke, an neue Formulare, Steuer, Statistik und mehr. Einmal kräftig in den Stapel gehustet und der Schreibtisch wäre leer – und damit wäre auch mein Kopf wieder frei.
Und gar erst die Sprache. Da sind wir Theologen ja auch oft ganz schön zugemüllt mit Fachbegriffen und merken gelegentlich gar nicht, dass uns Menschen nicht verstehen. Huste drauf und sags Deutsch — das soll der Luther auch gemacht haben, dem Volk aufs Maul geschauen und dann so geredet, bzw. die Bibel übersetzt.
Also, denke ich mir: Husten kann sehr produktiv sein.
Und wenn mich das nächste Mal die Apothekerin fragt, dann rate ich ihr vielleicht, auch mal kräftig auf die medizinischen Fachbegriffe zu husten. Könnte die Sprache für den Alltagsmenschen freihusten und dem Apothekengespräch zu mehr Produktivität verhelfen.